Wir haben es satt! – 22.000 demonstrieren in Berlin für eine umweltfreundliche und ehrliche Agrarwirtschaft und eine gentechnikfreie Zukunft

28. Januar 2011

Eindrücke des Tages von Andrea Madadi.

Mit zwei Bussen vom BUND starteten wir frühmorgens am 22.01.2011 vom Hamburger ZOB nach Berlin. Das Hamburger Wetter grüßte mit Nieselregen und während der fast vierstündigen Fahrt kam zeitweise noch Schneeregen dazu. Eine Stunde vor Berlin klarte es auf und die Sonne zeigte sich. Als wir viertelvorzwölf in der Bundeshauptstadt eintrafen, stand die Sonne schon hoch am Himmel und lachte uns an. Wir nahmen es als ein gutes Omen.

Überwältigend war dann auch der erste Blick auf den Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof: Tausende Demonstranten hatten sich hier bereits versammelt. Ein buntes Bild mit vielen Luftballons, Plakaten, Spruchbändern, kreativen Verkleidungen und Trecker-Kolonnen – alles punktgenau zum Thema für eine Menschen- und Tierwürdige Ernährung und für eine gentechnikfreie Zukunft.

In dem bunten Treiben haben sich sechs Mitglieder unserer Initiative gefunden und gemeinsam das Banner für eine gentechnikfreie Metropolregion Hamburg die Demonstrationsroute bis zum Brandenburger Tor getragen. Aufgefallen ist uns dabei, dass der Zug von der Polizei durch Straßen ohne Publikum oder Zuschauer geleitet wurde – 22.000 Demonstranten waren quasi unter sich.

In engagierten Reden und drastischen Bildern prangerten sie die industrialisierte Landwirtschaft und die tierquälerische Massentierhaltung an, sowie die unglaubliche Futtermittelpanscherei, die auch den letzten Dioxin-Skandal ausgelöst hatte. Das war nur ein weiterer Skandal in der langen Reihe der Lebensmittelskandale, die – laut Bundesagrarministerin Ilse Aigner – nur von einzelnen kriminellen Unternehmen stammen.

Aber jeder weiß im Grunde, dass diese Praxis System hat, daran viele Unternehmen beteiligt sind und dahinter ein grundsätzliches Problem offensichtlich wird: unsere Ernährungsproduktion hat sich über Jahrzehnte in eine abnorme Richtung entwickelt, die Tieren, Menschen, der Umwelt und der gesamten Welt immer mehr schadet.

Begleitet von Trommelbands und Samba-Rhythmen skandierten deshalb 22.000 Demo-Teilnehmer lauthals: „Wir haben es satt, wir haben es satt“! Satt, dass Tiere für unseren Kochtopf leiden müssen, satt, dass Pestizide die Äcker vergiften, satt, dass Großkonzerne bestimmen, was wir essen!

Für praktikable und schon erprobte Lösungen gegen diese Agrarsackgasse hatten sich 120 lokale und nationale Initiativen zusammengetan wie Abl, BUND, NABU, BIGersbach/Wieze, Campact, friends for nature, Oxfam, Imkerverbände , Erzeugerverbände wie Bioland, Naturland, Demeter etc. Deren Sprecher lieferten zwei Stunden kraftvolle und überzeugende Argumente auf der Kundgebungsbühne vor dem Brandenburger Tor.

Zum Abschluss der Kundgebung überzeugte Renate Künast von den Grünen mit einer deutlichen Rede und dem Aufruf, im nächsten Jahr vor dem Brandenburger Tor unsere Forderungen erneut zu bekräftigen. Denn der Kampf gegen Gentechnik, Massentierhaltung, Futtermittelmissbrauch, Pestizide und Dumpingexporte wird ein langer und zäher Prozess sein.

Bauern, Umweltschützer, Imker und Verbraucher aus ganz Deutschland und anderen Ländern haben auf dieser bisher größten Agrar-Demo Deutschlands ein klares, sehr kreatives und nicht überhörbares Zeichen gesetzt: Mit der eindeutigen Forderung an alle verantwortlichen Bürger, Politiker, Erzeuger, Konzerne – umzudenken in Richtung einer fairen, regionalen, ökologischen Land- und artgerechten Tierwirtschaft. Die Umsetzung dieser Forderungen müssen die einzelnen Initiativen in ihren Regionen massiv einklagen.

Ich hoffe, der Wind und die Medien haben diesen Tag mit seiner kraftvollen Stimmung in die Augen, Ohren und das Bewusstsein der Regierenden wie Verbraucherministerin Aigner und Bauernverbandschef Gerd Sonnleitner getragen und auch hier beeindruckt.

Um 16 Uhr traten wir leicht erschöpft und durchgefroren den Heimweg an und landeten um 20 Uhr gut gefahren und geleitet wieder in Hamburg. Unser Dank geht an Sybille Mahler vom BUND Pinneberg, die diese Busfahrt so gut organisiert hat und die Reisenden noch dazu bewegen konnte, sich im Bus per Mikro vorzustellen, von ihrer Arbeit in den verschiedenen Initiativen zu erzählen und sich zu vernetzen.

Wie geht es weiter mit dem Widerstand nach der Demo: Kommt zu unseren Treffen der Initiative für eine gentechnikfreie Metropolregion Hamburg am 9.02.2011 in der Langen Reihe 29 in Hamburg (BUND-Räume) und zur Bantam-Mais-Aktion in der Demeter Gärtnerei Sannmann am 30. April 2011, Ochsenwerder Norderdeich 50, 21037 Hamburg.

Informiert euch auf www.Meine-Landwirtschaft.de. Das ist die große, weiterführende Kampagne von Menschen und Organisationen, die sich massiv für eine bäuerliche, ökologische Landwirtschaft einsetzen.

Alle Fotos von Andrea Porps und Andrea Madadi.

Beitrag abgelegt unter: Allgemein


Kalender

März 2024
M D M D F S S
« Okt    
 123
45678910
11121314151617
18192021222324
25262728293031

Neueste Beiträge