Nachruf

15. Oktober 2013

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Sybille Mahler

03.11.1942  -  01.08.2013

Unvermittelt war sie nicht mehr da. Den Bus zur Demonstration in Wietze hatte sie noch bestellt und Flyer. Zettel mit der Anmeldeadresse für den Bus hatte sie noch drucken lassen, die sie auf die Flyer aufkleben wollte. Sie hatte auch jemand gefragt, ob er sie bei der Organisation der Busfahrt vertreten könne, falls sie krank werden sollte. Ihre Krankheit trug sie seit einiger Zeit in sich, machte kein Aufhebens davon, wie sie nie ein Aufhebens von sich selber machte; im Mai war sie im Krankenhaus gewesen und dann gleich wieder an ihre Arbeit beim BUND Pinneberg gegangen, unermüdlich. Gleichwohl wusste sie um ihre Vergänglichkeit, Kurse zum Thema Sterben und mögliche Weiterexistenz nach dem Tod hatte sie am Rudolf-Steiner-Haus besucht. Vor Jahren schon hatte sie eine Pastorin gebeten, dass bei ihrer Trauerfeier das Lied von Dietrich Bonhoeffer Von guten Mächten wunderbar geborgen gesungen werden sollte.

Sybille Mahler, verstorben im 71. Lebensjahr, kaum jemand hätte sie auf dieses Alter geschätzt. Immer hatte sie mehr getan für andere, als sie gemusst hätte und nie wurde sichtbar, dass sie auch einmal etwas für sich tat. 25 Jahre bei der Stadt Wedel gearbeitet als Sozialpädagogin, als Leiterin der Beratungsstelle für ältere Menschen, das Frauennetzwerk und das Seniorenmobil aufgebaut und geprägt, im Rahmen ihrer Mitwirkung im Seniorenbeirat eine Hospizgruppe initiiert. 30 Jahre hat sie beim BUND mitgearbeitet, nach ihrer Verrentung intensiver und die letzten 4 Jahre ehrenamtlich die Geschäftsstelle der Kreisgruppe Pinneberg betreut; Veranstaltungen, z.B. gegen Massentierhaltung, Vorträge und Fahrten zu Demonstrationen organisiert, sich mit ganzer Kraft hierfür und für die Initiative für eine gentechnikfreie Metropolregion Hamburg eingesetzt. Eine Vortragsveranstaltung zu Glyphosat am 24.09.13 mit dem BUND-Bundesvorsitzenden Prof. Dr. Hubert Weiger hatte sie schon im April des Jahres eingefädelt. Die Veranstaltung war mit über 100 Besuchern und durch die Darstellung der BUND-EU-Studie über das Aufzeigen der bereits flächendeckenden Belastung der Bevölkerung in 18 europäischen Staaten mit Glyphosat im Urin ein Aufrütteln und großer Erfolg.

Alle, die sie erlebt haben, wussten immer, auf Sybille ist Verlass. Was sie übernimmt, führt sie mit großer Energie und Beharrlichkeit durch. Genauso stand sie ihren Freunden zur Seite. Unvermittelt ist sie gegangen, von den Angehörigen anonym bestattet im Urnengarten Geestberg in Stade. Ein Mensch fehlt auf dieser Welt.

Ihr Berührtsein war das genaue Gegenteil von Abgebrühtheit. Vor vielleicht einem Jahr telefonierten wir, irgendeine Untat war wieder an Tieren begangen worden, ich erinnere mich gar nicht mehr, um was es genau ging. Für mich war das zwar eine schlimme Nachricht, aber eben nur eine von vielen, die mir nicht wirklich unter die Haut ging. Sybille sagte zutiefst betroffen: Wir müssen doch etwas tun. Dieser Satz kann vielleicht als ihr Vermächtnis gelten.

H.W.

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